Thomas Macho “faire l'âme monstrueuse” Produktionsstrategien der Angst in der künstlerischen Avantgarde Jean-Baptiste Joly Dennis Farber Christofer Hierold Petros Koumoutsakos |
Thomas Macho »faire l'âme monstrueuse« Produktionsstrategien der Angst in der künstlerischen Avantgarde
Die Avantgarden des 20. Jahrhunderts, die in Rimbauds Sinne das Leben und die Kunst versöhnen und verschmelzen wollten, sind dieser schmerzhaften Suche nach der ungeheuerlichen Seele gefolgt. So auch Guillaume Apollinaire, der am Anfang des 20. Jahrhunderts feststellt: »Die Künstler sind vor allem Menschen, die inhuman werden wollen. Sie suchen mit aller Kraft nach Spuren des Inhumanen.« [2] Ebenso steht Jean-François Lyotard in dieser Tradition, der Ende der 1980er Jahre den »Zustand eines von einem vertrauten und unbekannten Gast heimgesuchten Geistes« beschreibt, »der diesen erregt, ihn delirieren, aber auch denken läßt.« [3] Alle sind sie Kinder von Rimbauds ungeheuerlicher Seele. Insofern eröffnet der Festvortrag Thomas Machos nicht nur die aktuelle Diskussion um die Angst des Künstlers vor sich selbst, sondern leitet in idealer Weise zum nächsten Schwerpunktthema über, das die Akademie Schloss Solitude ab Ende 2009 behandeln wird: das Design des Menschlichen und das Design des Inhumanen. Auszug aus der Einleitung von Jean-Baptiste Joly
[1] Arthur Rimbaud: »Lettre adressée à Paul Démeny (Charleville,15 mai 1871)«, in: Rolland de Renéville, Jules Mouquet (Hrsg.): Oeuvres complètes. Paris 1954, S. 170.
[2] »Avant tout, les artistes sont des hommes qui veulent devenir inhumains. Ils cherchent péniblement les traces de l'inhumanité«, in: Guillaume Apollinaire: »Méditations esthétiques. Les Peintres cubistes« [1913], in: ders.: Oeuvres en prose complètes. Paris 1991, S. 3–52, S. 8 (Übersetzung Jean-Baptiste Joly). [3] Jean-François Lyotard: Das Inhumane [L’inhumain, 1988]. Wien 2006, S. 12.
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